Fokus

KLIMACrops: das neue agrarökologische Projekt am Oberrhein

Mehr als 60 % der landwirtschaftlichen Flächen in der Oberrheinebene werden für den Ackerbau genutzt, insbesondere für Weizen und Mais. Angesichts des Klimawandels ist die Landwirtschaft zunehmend mit extremen Wetterereignissen, Wasserknappheit und Hitzewellen konfrontiert, die die Ernteerträge stark beeinträchtigen, die Einkommen der Landwirte schwächen und zu höheren Lebensmittelpreisen für die gesamte Bevölkerung führen.
Das Projekt KLIMACrops zielt darauf ab, nachhaltige Anbausysteme zu entwickeln, die an die lokalen Bedingungen angepasst sind und zwischen Forschenden und landwirtschaftlichen Akteuren koordiniert werden, um die Erträge zu sichern und gleichzeitig zum Klimaschutz beizutragen.
In Workshops gemeinsam mit Bäuerinnen, Beratern, Forschende und Industrievertretern werden Modellbetriebe entwickelt und widerstandsfähigere Anbausysteme entworfen.
Parallel dazu wird im Rahmen des Projekts ein großes grenzüberschreitendes Versuchsnetz aufgebaut, um neue Erkenntnisse und Empfehlungen in Bereichen wie Agroforstwirtschaft, Bewässerungsmanagement, Zwischenfrüchte, reduzierte Bodenbearbeitung, Verringerung des Einsatzes fossiler Brennstoffe usw. zu gewinnen.

Agenda

  • Besuch des Versuchs "Maissorten mit unterschiedlichen Frühreifegraden" unter der Leitung von Florence Binet von Arvalis am 1. September 2023 in der Nähe von Colmar.

In Zahlen

KLIMACrops in Zahlen, das sind:
  • 1.733.964,83 € kofinanziert
  • 17 mitfinanzierende Partner
  • 7 assoziierte Partner
  • im Zeitraum vom 01.10.2022 bis 31.12.2025
von Caroline Schumann ITADA/LTZ und Johanna Bodendörfer ITADA/Chambre Régionale de l'Agriculture Grand Est

Versuchsbegehung in Buggingen

Reduzierte Bodenbearbeitung bei Mais und Winterweizen im Ökolandbau

Am 22. Mai fand auf dem Versuchsfeld in Buggingen die erste Veranstaltung zum KLIMACrops-Versuch "Kurzzeitmulch und Direktsaat bei Winterweizen und Körnermais im Ökolandbau" statt. Unter den rund 20 Zuhörerinnen und Zuhörern waren Projektpartner mit langjähriger Direktsaaterfahrung vom FiBL in der Schweiz, die neue KLIMACrops-Projektleiterin Johanna Bodendorfer vom CRAGE und einige Ökolandbauberaterinnen und -berater.
Die Versuchsleiter Caroline Schumann und Simon Schmidt stellten den Anwesenden den Versuchsaufbau mit fünf Varianten (Pflug 20 cm tief, Pflug 10 cm tief, Mulchsaat, Direktsaat, Direktsaat mit Düngung) und den bisherigen Verlauf des Versuchs vor. Anschließend hielt der Direktsaat-Experte Jan-Hendrik Cropp von der under_cover GbR einen Impulsvortrag zur Direktsaat im ökologischen Landbau. Anhand von Spatenproben erläuterte er, wie man die Bodenstruktur der fünf Behandlungen beurteilen kann. Abschließend wurden in geselliger Runde Erfahrungen und Anregungen ausgetauscht.
Im Anschluss an die Veranstaltung stand bereits das Dreschen des Versuchs sowie die Anlage der zweiten Versuchsparzelle in Teningen auf dem Programm. Im nächsten Jahr wird es einen Feldtag geben, um beide Standorte zu besuchen.


Bodengefügevergleich durch Jan-Hendrik Cropp (J. Schimetschek, KÖLBW)
Versuchspräsentation durch Simon Schmidt, LTZ (C. Schumann, LTZ)

Wissenstransfer

Besuch des DOK-Versuchs –

Lehren aus dem Langzeitversuch für die Zukunft

Johanna Bodendörfer, ITADA/Chambre Régionale de l'Agriculture Grand Est, Caroline Schumann ITADA/LTZ , Andreas Fliessbach FIBL
Seit 45 Jahren untersuchen das FiBL und Agroscope im DOK-Versuch die Unterschiede zwischen vier Anbausystemen: bioDynamisch, biologisch-Organisch, Konventionell mit Kompost und konventionell mit ausschliesslich mineralischer Düngung.
Zahlreiche Methoden werden eingesetzt um die Anbausysteme und ihre Auswirkungen zu beschreiben: Menge und Qualität des Ertrags, Indikatoren der Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität, Auswirkungen auf das Klima und Möglichkeiten zur Anpassung und zum Klimaschutz und viele andere Themenbereiche.

Dieser Langzeitversuch befindet sich seit 1978 auf der gleichen Parzelle. Jedes Jahr werden hier drei Kulturen der siebengliedrigen Fruchtfolge nebeneinander angebaut. Seit 2020 befinden wir uns in der siebten Fruchtfolgeperiode, die aus Silomais, Soja, Winterweizen, Kartoffeln, Winterweizen und zwei Jahre Kleegras besteht. Vor den Sommerkulturen wird eine Gründüngung eingesät. Zum Zeitpunkt des Besuchs waren Kartoffeln, Soja und Mais zu sehen.
Am 6. Juli 2023 lud Andreas Fliessbach die KLIMACrops Projektpartner ein den Versuch zu besichtigen. Er ist Bodenspezialist am FiBL und koordiniert den Schweizer Teil von KLIMACrops. Der DOK-Versuch liefert Denkanstöße für zukünftige Arbeiten: Wie widerstandsfähig sind Böden gegenüber Trockenheit? Wie hoch ist das Potenzial zur Kohlenstoffspeicherung?
Der Versuch zeigt auch, dass sich die Humusvorräte im Boden nur langsam verändern. Nach 21 Jahren zeigten sich nur wenige Systemunterschiede, aber nach 42 Jahren hat sich erst gezeigt, dass sich mit Gülle und Mist von 1.4 Düngergrossvieheinheiten (DGVE) der Humusvorrat im Boden stabilisieren lässt und wenn man den Mist ausserdem noch kompostiert erhält man trotz der Kompostierungsverluste noch eine Zunahme des Humusvorrats.
In mehreren Jahren wurde untersucht wie sich die Anbausysteme gegenüber Trockenstress verhalten. Die biologischen Anbausysteme wiesen eine höhere Wassernutzungseffizienz auf und sind widerstandsfähiger bei Trockenheit. Das biodynamische System ist am effizientesten in Bezug auf die Kohlenstoffspeicherung.
Da es sich um einen Versuch handelt, bei dem die Anbausysteme mit all ihren Massnahmen verglichen werden, können keine Rückschlüsse auf Einzelmassnahmen gezogen werden. Es lässt sich daher nicht feststellen, welche Einzelmassnahme (z.B. die biodynamischen Präparate oder die applizierten Pestizide) der Systeme für die beobachteten Unterschiede verantwortlich sind.
Für weitere Informationen zu diesem Versuch lesen sie ein paar der zahlreichen wissenschaftlichen Publikation oder besuchen Sie die Webseite über den DOK-Versuch (https://www.fibl.org/de/themen/projektdatenbank/projektitem/project/404).
Foto links oben: Das Bodenprofil zeigt einen tiefgründigen Lössboden. Fast sandlos, mit etwa 70% Schluff und unregelmässig verteilten Tonsedimenten.
Fotos rechts oben und unten : Das Team um Andreas Fliessbach vom FIBL, stellt den anweseden Projektpartnern von KLIMACrops den Versuchsaufbau und die bisher erlangten Ergebnisse des DOK-Versuchs vor.
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